Waldexkursion der Klasse 2c
Tierspursuche im Nieder-Rämstädter Wald
Biologen Bernd Fischer und Tanja König wecken Neugier der Kinder
(Hi) Nach den Exkursionen der Klassen 2a und b machten sich am 26.11. von 9-12.30 Uhr bei knackigen 9 Grad 23 Schüler der 2c mit den Biologen Bernd Fischer und Tanja König (www.naturpfadev.de) und Klassenlehrerin Stefanie Hill auf den Weg in Nieder-Ramstadts Wälder. Abgestimmt auf das behandelte Thema Igel drehte sich alles um die Frage, wie andere (Wald-)Tiere den Winter verbringen und welche Spuren sie im Winter hinterlassen.
Zunächst begrüßte uns direkt am Waldeingang ein lila Dickfuß: ein Pilz, schön anzusehen, aber wie wir hörten giftig.
An unserem Erkundungsort angekommen, brauchten alle nach dem Fußmarsch eine Verschnaufpause mit Stärkung. Das Waldstück war gut gewählt und ermöglichte den Kindern eigene Streifzüge in Blicknähe. So ließ der erste begeisterte Ruf „Dort ist ein Tierbau" nicht lange auf sich warten. In der Tat: eine imponierende Anzahl an Erdlöchern entlockte so manch entzückten Laut. „Hier lebt ein Waldtier, ein Raubtier, mit scharfen Zähnen, das noch nicht mal vor einem Bär Halt machen würde...", hob Bernd vor einem der vielen Erdlöcher die Spannung. Mit der ersten Antwort „Hier lebt ein Marder" lag man gar nicht so falsch, denn dieser unterirdische Großbau wird vermutlich schon seit Jahrhunderten von einer Dachsfamilie bewohnt. Wir erfuhren, dass der Dachs wegen seinem kräftigen Biss gefürchtet ist und nicht nur Fleisch, sondern auch Beeren, Insekten, Würmer, Getreide, Mais usw. frisst. Während der Igel Winterschlaf hält, wussten wir am Ende des Ausfluges, dass der Dachs den Winter am liebsten im Bau verbringt, jedoch in Winterruhe (seine Körpertemperatur sinkt nur leicht ab.) „Dachsbauten darf man nicht zuschütten!", mahnte Bernd die Kinder. Von Tanja erfuhren die Kinder, dass der Dachs ein geschickter Erdlochgräber ist. „Ihm fällt es recht leicht Gänge zu bauen und ab und an profitiert sogar der Fuchs davon, wenn er mit seiner Familie in nicht mehr gebrauchte Gänge einziehen darf", berichtete die junge Biologin aus dem Allgäu mit Wohnsitz Nieder-Ramstadt.
Beachtlich waren die Exponate, welche beide Biologen extra für uns mitgebracht haben: das Geweih eines dreijährigen Rehbocks, Schlangeneier und -haut, Schädel eines Rehs und Fuchses u.v.m. Vorsichtig durften die Kinder die Fundstücke in die Hand nehmen und stellten schnell fest, dass die Zähne der Tierschädel wackeln. „Ohne Zahnfleisch würden eure Zähne auch wackeln", erklärte Bernd, und alles war logisch. Danach war Bewegung angesagt, um wieder warm zu werden, auch eine Strategie im Winter. „Ihr macht euch nun in Kleingruppen auf die Suche nach Tierspuren, alles, was ihr entdeckt, sammeln wir auf unserer Picknickdecke", formulierte Tanja den Auftrag. Voller Tatendrang zogen die Kinder los. Von überall tönte es „Was ist das denn?", „Ich habe geknackte Schneckenhäuser gefunden" oder „Hier liegen Federn". Die Kinder liefen mit wachsamen Blicken umher, zeigten sich neugierig, untersuchten mit Bedacht lebende und tote Pflanzen, entfernten kniend mit den Händen Laubschichten und fanden spannende Dinge wie Tierkot (vom Reh), Blätter mit Fraßspuren, den Nahrungsspeicher vielleicht einer Maus unter einem Baumstamm (Natürlich haben wir den Stamm wieder zurückgerollt), Rinde mit Spinnengelege, Äste mit Pilzbefall und zahlreichen Spuren von Larven und Käfern, leere Baumfrüchte u.v.m. Beeindruckend war auch die Entdeckung einer Hornissenkönigin unter einer großen Baumrinde, deren Winterstarre wir nicht länger störten als nötig! Wir trugen die Verantwortung. Bei der Gelegenheit rückten die beiden Biologen das verkehrte Bild über diese Insekten zurecht: Hornissen sind ungefährlich und friedlich.
Interessant waren auch die Ausführungen über Totholz im Wald. Seit eh und je werden tote Bäume aus dem System Wald gerne entfernt, dabei sind „absterbende und tote Bäume wichtig für viele Käfer und Larven, die genau hier leben und nisten", informiert Bernd. Eulenarten wie der Waldkauz zum Beispiel, auch Bienen, Fledermäuse und viele mehr brauchen Totholz. So wie der Mensch den Lebensraum des Igels immer stärker vernichtet, so wird durch den Abtransport der toten Bäume ebenso wichtiger Lebensraum beseitigt. Die Kinder waren sich einig: Liebe Förster und Waldbesitzer lasst sie stehen und räumt nicht alles auf!
Zuletzt wurden viele Fundstücke vorgestellt. Großer Vorteil war, dass unsere vielen Fragen direkt mit Experten geklärt werden konnten. Und das auch noch sehr kindgerecht! Anhand eines Fundstückes lässt sich viel bestimmen und viele Rückschlüsse sind möglich!
Die Ausflügler waren stolz und zufrieden. Als Dank gab es für Tanja und Bernd verbunden mit einigen Worten aus Kindermund selbstgebackene Igelplätzchen.
Uns hat es großen Spaß gemacht! Es war ein ereignisreicher Vormittag. Wir haben viel gelernt. Jetzt warten wir auf Schnee, dann sehen Tierspuren wieder ganz anders aus! Wir würden das sehr gerne erleben!
Übrigens: Die Exkursion der 2c finanzierte der Förderverein unserer Schule. Herzlichen Dank!
Großer Dank geht ebenso an dieser Stelle an Naturpfad e.V., der unseren Schülern solche Projekte ermöglicht und die Kosten trägt.
Das sind unbezahlbare Erlebnisse und Erfahrungen aus direkter Hand!
Fünf-Finger-Geschichten der Zweitklässler, die danach entstanden sind: